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Zahnschutz: gut geschützt beim Sport

16.08.2022

Um die Zähne beim Sport vor Verletzungen zu schützen, ist einen spezieller Sport-Mundschutz wichtig, konventionell oder individuell. Denn er schützt nicht nur die Zähne und die Kiefer, sondern kann auch Gehirnerschütterungen vermeiden, aber nur, wenn er richtig sitzt. Warum Erwachsene, Kinder und Jugendliche einen Sport-Mundschutz tragen sollten und worauf man bei der Auswahl achten muss.

Warum ist ein Sportmundschutz bzw. Zahnschutz wichtig?

Auch beim Freizeitsport ist die Verletzungsgefahr der Zähne groß I Quelle: unsplash

Beim Sport ist die passende Ausrüstung sehr wichtig – dazu gehört in vielen Profibereichen verpflichtend auch ein Sportmundschutz. Die Begriffe Zahnschutz oder Mundschutz werden oft synonym verwendet. Vor allem bei Kontaktsportarten wie Rugby, Eishockey, Handball, Boxen, bei Sportarten mit Schlägern wie Feldhockey oder den meisten Kampfsportarten kommt es oft zu Verletzungen von Zähnen oder im Mundbereich, die sich vermeiden lassen. 

Warum sollten Kinder und Jugendliche einen Mundschutz tragen?

Vor allem in jungen Jahren kommt es oft zu Zahnunfällen. Kein Wunder: Kinder toben gern und können Gefahrensituationen oft nicht richtig einschätzen. Laut Statistik erleidet jedes dritte bis vierte Kind bis zu seinem 16. Lebensjahr einen Zahnunfall beim Sport oder in der Freizeit. Vom kleinen Riss im Zahnschmelz über gelockerte Zähen bis hin zu abgebrochenen Zähnen – es gibt viele Unfallarten, gegen die man vorbeugen kann. Meist sind es die oberen, mittleren Schneidezähne, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Frontzahntrauma hat langfristige Auswirkungen auf die Ästhetik und Funktion.

Wie schützt ein Mundschutz den Kopf und den Kiefer?

Ein Mundschutz kann zudem weitere Aufgaben übernehmen. Bei einem starken Aufprall im Kopfbereich schlagen bisweilen Ober- und Unterkiefer so stark aneinander, dass sie eine Druckwelle erzeugen, die zu einer Gehirnerschütterung führen kann. Der Mundschutz kann diesen Energiestoß abmildern und so Hirnverletzungen oder Kiefer- und Kiefergelenkbrüche vorbeugen.

Wer sollte einen Mundschutz tragen? 

Im Profisport wie Boxen, Eishockey oder Hockey ist das Tragen eines Zahnschutzes Pflicht. Beim American Football ist sogar ein Doppelmundschutz für den Ober- und Unterkiefer vorgeschrieben und ein entsprechender Schutzhelm. Für den Amateur- und Freizeitsport werden nur sehr selten verpflichtende Empfehlungen gegeben. Grundsätzlich ist ein Sportmundschutz bei allen Sportarten mit höherem Risiko für Verletzungen der Zähne und der Kiefer empfehlenswert. Aber auch bei vermeintlich harmlosen Freizeitsportarten wie Radfahren, Fußball, Inlineskating oder Basketball ist das Tragen eines Mundschutzes eine gute Idee.

Wie muss ein Mundschutz angepasst sein?

Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollte der Mundschutz genau an den Zahnbogen seines Trägers angepasst sein. Das Wichtigste: Er muss die Zähne und Teile des Zahnfleischs bzw. Kieferknochens abdecken. So kann er Verletzungen von Zähnen, Kieferknochen, Lippen und Zahnfleisch verhindern oder abmildern. Damit beim Sport die Puste nicht ausgeht, sollte er die Atmung nicht beeinträchtigen. Und er muss natürlich stabil, haltbar und leicht zu reinigen sein.

Wie gut sind vorgefertigte Mundschutzprodukte?

Die einfachste und günstige Möglichkeit ist ein vorgefertigter Allround-Mundschutz. Der konfektionierte Mundschutz ist günstig und vielerorts erhältlich. Dieser ist jedoch Konfektionsware und nicht dem eigenen Zahnbogen angepasst. Er findet deshalb schlechter Halt und bietet dementsprechend einen schlechteren Schutz. Einige vorgefertigte Produkte lassen sich auch durch Heißwasser verformen und so dem eigenen Gebiss besser anpassen. Das kann helfen, den Tragekomfort zu erhöhen.

Warum sollte man einen individuellen Mundschutz tragen?

Ein individuell gefertigter Sportmundschutz vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden ist der perfekte Schutz – nicht nur beim Leistungssport, sondern auch bei zahlreichen Freizeitsportarten mit hohem körperlichem Einsatz und somit Sturz- oder Verletzungsgefahr. Der optimale Zahnschutz kommt direkt aus der Zahnarztpraxis oder vom Kieferorthopäden. Nach einem Abdruck oder Scan der Zähne wird der Sportmundschutz individuell im Dentallabor angefertigt. Denn: Je besser der Mundschutz an den Träger angepasst ist, desto eher wird er auch getragen, weil er nicht stört oder drückt. Er erlaubt freies Atmen und Schlucken und nach kurzer Eingewöhnungszeit fast normales Sprechen. Je nach Sportart besteht er aus mehreren Schichten mit unterschiedlicher Elastizität. Denn ähnlich wie ein Fahrradhelm oder Skihelm darf der Zahnschutz beim Aufprall nicht sofort verrutschen.

Wie wird ein Mundschutz hergestellt?

Zuerst nimmt der Zahnarzt oder Kieferorthopäde Abdrücke von Ober- und Unterkiefer oder macht einen Intraoralscan der Zähne und Kiefer. Danach wird der Sportmundschutz auf den Gipsmodellen oder Modellen aus dem 3D-Druck angefertigt. Er besteht aus flexiblen Kunststoffplatten mit einer Verstärkung dazwischen und kann in nahezu allen Farben, ein- oder mehrfarbig, hergestellt werden. Auch besteht die Möglichkeit, persönliche Logos, Bilder, Vereinsabzeichen oder ähnliches einzuarbeiten. Der korrekte Sitz wird vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden kontrolliert.

Können Zahnspangenträger einen Mundschutz tragen?

Ja, nur sollten Patienten mit einer festen Zahnspange möglichst zu einem individuellen Sportmundschutz greifen. Neben Unfällen an Zähnen und Kiefern müssen diese auch Verletzungen der Lippeninnenseite durch die Brackets fürchten. Bei der Herstellung eines individuellen Sportmundschutzes wird diese Gefahr berücksichtigt und der Mundschutz dementsprechend geformt. Dazu werden sie aus zwei unterschiedlichen Materialien hergestellt. Die äußere Schicht, die Kontakt zur Zahnspange hat, ist starr und verändert sich nicht beim Anpassen. Die innere Schicht wird individuell angepasst. Die Behandlung wird daher nicht beeinträchtigt oder verzögert, Zähne und Zahnspange bleiben geschützt, das Verletzungsrisiko ist gesenkt.

Wie wird der Sportmundschutz gereinigt?

Genau wie bei der Reinigung einer losen Zahnspange oder eines Aligners, sollte der Zahnschutz unter lauwarmem Wasser abgespült und danach mit einer weichen Zahnbürste und einem Tropfen Spülmittel gereinigt werden. Wichtig ist, dass kein zu heißes oder sogar kochendes Wasser zur Reinigung verwendet wird, damit der thermoelastische Sportmundschutz sich nicht verformt. Der Sportmundschutz darf auch nicht im Geschirrspüler gereinigt werden.

 

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  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Kieferorthopädische Apparaturen: Darf die Zahnspange in die Spülmaschine, zm-online

 

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